Mini-Lexikon

Uns begegnen bei unserer Arbeit wiederkehrende Fragen zu unterschiedlichen Begriffen, die wir hier gerne kurz erläutern. Manches ist für Sie vielleicht auch neu? Ok, wieder was gelernt! :-)

A

Artensterben
Leider lange Realität, seit der Krefeld-Studie belegt. Die Gründe für den Artenschwund sind vielfältig: Verlust von Lebensraum durch Bebauung, massive Landnutzung durch industrielle Landwirtschaft, Einsatz von Ackergiften, sterile Gärten, Lichtverschmutzung. Was können wir tun? Nicht viel, aber im eigenen Garten können wir zumindest versuchen, die Welt zu retten.

Artenvielfalt
Das ist es, was wir alle wollen, ob es uns bewusst ist, oder nicht. Wir zumindest kennen niemanden, der etwas gegen Singvögel oder Schmetterlinge hätte. Wenn wir diese wollen, müssen wir aber das ganze Netz der Biodiversität stabilisieren.

Autochthon
Gebietsheimisch. Deutschland ist in 21 Regionen unterteilt. Jedes Gebiet hat seine genetisch einzigartigen Pflanzen. Je näher am Ursprungsgebiet eine Pflanze ist, umso angepasster ist sie an die Umgebung und die vorkommenden Insekten. Hier wirkt das Schlüssel-Schloss-Prinzip.

Ausdauernde Stauden
Pflanzen, die das oberirdische Grün im Winter verlieren und im Frühjahr aus ihrer Wurzel neu austreiben. Eine Pflanze kann viele Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte existieren, ehe sie stirbt. In der Zwischenzeit ist es natürlich von Vorteil, wenn sie sich durch Samen vermehren konnte. 

B

Biodiversität
Biologische Vielfalt. Es bedeutet in etwa "Vielfalt des Lebens". Vielfalt an Pflanzen (Flora) und Tieren (Fauna). Je mehr, desto besser. Je diverser die Standorte, umso vielfältiger die Tiere und Pflanzen, die dort zu finden sind.

Bienenfreundlich
Meistens ein Versprechen, das nicht gehalten wird. Wo Blühendes angeboten wird, ohne BIO Label , verbergen sich oft tödliche Pestizide in der Pflanze. Diese hat sie während der Aufzucht aufgenommen. Also Finger weg! Und Saatgut? Knallbunte Mischungen aus einjährigen oder fremdländischen Pflanzen, die meist wenig nützen und wenn, nur kurz. BIO und VWW Zertifikate helfen, alles was heimisch ist auch.

Blumenwiese
Eine artenreiche Wiese aus einheimischen, meist autochthonen Wildstauden, bunt, vielfältig, selten. Im Naturgarten ein Standard-Modul. Blumenwiesen werden zwischen einmal und dreimal pro Jahr gemäht, das Mähgut muss entfernt werden.

Blühsteifen
Entschuldigungsflächen der Landwirtschaft die oft wenig bringen oder eine Todesfalle für Insekten darstellen. Neben biologisch / ökologisch bewirtschafteten Flächen, auf Dauer mit heimischen Wildblumen und Wildkräutern als Wiese oder Saum angelegt, ein hilfreiches Netz für Insekten und andere Tiere und Pflanzen, um zu wandern.

Biodiversitäts-Gründach
Dachbegrünung auf ca. 20 cm Intensivsubstrat. Auf einem Biodiversitätsdach wächst nicht nur Sedum und Sempervivum, wie häufig auf extensiv begrünten Dächern. Hier wachsen viele verschiedene, trockenheitsverträgliche Wildstauden. Die Pflege ist mit einer einmaligen Mahd einfach.

D

Dachbegrünung
In der Regel mit 10 cm extensivem Substrat relativ unspektakulär und wenig Artenreich, im Zeiten des Klimawandels von Austrocknung gefährdet. Dagegen ist ein Biodiversitätsdach artenreich, mit min. 20 cm intensivem Substrat als Tragschicht. Hier gedeiht die Vielfalt heimischer Magerwiesen auf dem Dach. Eine Mahd im Frühjahr. Mähgut entfernen.

E

Extensiv
Im Zusammenhang mit Naturgarten eine Fläche mit wenigen Nährstoffen, also mager, oft trocken. Viele einheimische Pflanzen gedeihen gerade auf solchen Flächen. Da sie in unserer Landschaft sehr selten geworden sind, umso wertvoller im eigenen Garten.

Einjährige
Typische Vertreter sind Kornblumen und Mohnblumen. Es sind jedenfalls Pflanzen, die innerhalb eines Jahres nach Ansaat zu Blüte und Samenreife gelangen. Sie verschwinden, wenn sich die Wiese mit Zwei- und Mehrjährigen schließt. Solange es offenen Boden gibt, treten sie weiterhin auf.

G

Gehölz
Alle Pflanzen mit verholzenden Pflanzenteilen: Bäume, Sträucher, Zwerggehölze. Nicht zu verwechseln mit Halbsträuchern oder Stauden. Stauden sind mehrjährige Gefäßpflanzen ohne verhärtende Teile, mit Blüten.

Geophyten
Erdpflanzen, mehrjährige Stauden, deren Überdauerungsorgane (Rhizome, Knollen, Zwiebeln) im Boden liegen und der Nährstoffspeicherung und der ungeschlechtlichen Fortpflanzung dienen. (www.wissen.de)

H

Heimisch
Alle Pflanzen, die vor 1492 (Kolumbus entdeckt nach den Wikingern Amerika) schon in Europa und Deutschland waren oder es aus eigener Kraft hierher geschafft haben. Eine andere Bezeichnung lautet "Archäophyt". Also alle Pflanzen, die quasi "schon immer" da waren. Ansonsten lassen sich noch unterscheiden: Geophyten und Neophythen . Siehe entsprechender Absatz.

Halbschattig
Alle Teile des Gartens, die weniger als 6 Stunden Sonne pro Tag bekommen, gemessen, wenn im Juni die Sonne am höchsten steht.

Hortus
Lateinisch für Garten. In Deutschland oft gleichgesetzt mit dem sog. "Drei-Zonen-Modell" nach Markus Gastl, dem Begründer der Idee und des Hortus-Netzwerks.

I

Invasiv
Pflanzen, die sich stark verbreiten und heimische Pflanzen verdrängen. Diese Pflanzen sind im Stande, ganze Lebensräume zu zerstören. Sie verbreiten sich so stark, da sie keine ebenbürtig starken Pflanzen in Ihrem Lebensraum haben, welche ihnen Einhalt gebieten. Ebenso fehlen Pflanzenfresser, welche auf diese Pflanzen spezialisiert wären.

Insektenhotel
Falscher Begriff, als Insektennisthilfe besser. Noch besser: Heimische Pflanzen als Futterquelle anpflanzen und natürliche Brutmöglichkeiten im Garten schaffen (z. B. offener Boden, hohle Pflanzenstängel, besonntes Totholz), dann erübrigt sich das Anbringen von Insektennisthilfen. Aus pädagogischen Gründen sind Nisthilfen zum Beobachten natürlich durchaus sinnvoll.

Insektenfreundlich
Werden alle Pflanzen bezeichnet, die Nektar oder Pollen besitzen. Dabei wird vergessen, dass heimische Insekten um in ihrer Vielfalt zu existieren viel mehr brauchen. Es gibt Insekten, die Blätter fressen, Pflanzensäfte saugen oder an unreifen Samen oder Wurzeln von Pflanzen. In der Regel haben diese Insekten nicht gelernt,  mit fremdländischen Pflanzen zu co-existieren. Daher schließen wir 90% aller Insekten aus unserem Garten aus, wenn wir ihn vollstopfen mit fremdländischen Pflanzen, auch wenn diese als "Insektenfreundlich" bezeichnet werden.

K

Klimawandel
Findet gerade statt, hat große Auswirkungen. Umstritten ist, ob er menschengemacht ist. Etwas gegen die vermuteten Ursachen zu unternehmen wäre jedenfalls sinnvoll.

L

Lichtkeimer
Samen, die nur keimen, wenn Licht an sie herankommt. Die meisten Wiesenpflanzen sind Lichtkeimer. Wildstaudensaatgut für Blumenwiesen darf also nicht in den Boden eingearbeitet werden, ebenso schadet es, wenn Mähgut auf der Fläche verbleibt, denn das verschattet ebenfalls. Das Ergebnis: Weniger Blumen, mehr Gräser.

Lichtverschmutzung
Wenn die Nacht zum Tag wird. Beleuchtung, welche Insekten anzieht und häufig unnötig ist. Da Insekten sich am Mond orientieren, werden sie von Leuchten angezogen, umkreisen eine Lampe, bis sie schließlich erschöpft zu Boden fallen und dann zur Nahrung von Vögeln, Fledermäusen oder Spinnen werden. Daher: Keine Beleuchtung im Garten, wo nötig, mit Bewegungsmeldern, bedarfsbezogen. 

M

Mulch-Mahd
Nach dem Mähen bleibt das Mähgut bei diesem Verfahren kleingehäckselt auf der Fläche liegen. Einerseits werden alle auf der Fläche befindlichen Lebewesen geschreddert, außerdem werden so Gräser bevor- und Blumen und Kräuter benachteiligt. Die Artenvielfalt schwindet.

N

Nachhaltigkeit
Überstrapazierter Begriff, viel zu oft verwendet, nur selten eingehalten. Nichts ist wirklich nachhaltig. Im Naturgarten versuchen wir zumindest so weit als möglich an Nachhaltigkeit heran zu kommen, durch die Verwendung lokaler Baumaterialien. Vermieden wird, soweit möglich, alles, was CO2 oder Schadstoffe in die Umwelt abgibt. Nachhaltig sind außerdem heimische Wildpflanzen. Sie erneuern sich immer wieder selbst, binden CO2 und halten bei korrekter Pflege ewig.

Neophyt
Pflanzen die sich in Gebieten ansiedeln, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. In Deutschland alle Pflanzen, die mithilfe des Menschen nach 1492 eingewandert sind, mit oder ohne Pass. Die meisten verhalten sich unauffällig, manche versuchen jedoch die Herrschaft an sich zu reißen, die sogenannten "Invasiven Neophyten".

Naturgarten
Ein Garten, indem das Leben mehr wird, anstelle weniger (wie normalerweise). Im Naturgarten werden möglichst viele Lebensräume geschaffen, um heimische Pflanzen und Tiere einen Platz zu geben. Dabei geht es um die Symbiose von Mensch und Natur, ein Nebeneinander und Miteinander.

Naturnah
Nahe der Natur. Es wird versucht, intakte Natur nachzubilden: Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Dabei werden im besten Falle nur heimische Pflanzen verwendet sowie möglichst viele Strukturen (Sandstellen, Totholz, Ast- & Steinhaufen, etc.) geschaffen. Das Motto lautet: Vielfalt schafft Vielfalt.

O

Oberboden
Natürlich gewachsener Boden der obersten Bodenschicht. Auch als Humus bezeichnet. Im naturnahen Gartenbau unbrauchbar, da mit Wurzl- und Saatunkräutern verunreinigt.

R

Restbestand
Nur dort, wo seltene Tiere noch vorkommen, können diese in den Garten gelockt werden. Mit einem Naturgarten kann ein Restbestand gestärkt werden. Langfristig hilft nur großflächige Biotopvernetzung, Renaturierung und das vollständige Verbot von Ackergiften.

S

Saum
Vereinfacht ausgedrückt der Übergang zwischen zwei Bereichen. See und Ufer etwa, hier wächst der Ufersaum. Im Naturgarten der Wildpflanzensaum, oft als "Blumenhecke", nur einmal gemäht, nach dem Winter oder gar nur alle zwei Jahre. Hier überwintern Insekten in holzigen Stängeln und Stieglitze holen sich hier Samen.

Sorten
Züchterisch veränderte Pflanzen, oft werden Blütenfarben, -größen oder Blühzeiten verändert. Gefüllte Blüten sind typischerweise züchterisch verändert. Sie bieten Insekten keine Pollen mehr, da die Pollenstände aus Zierzwecken zu Blütenblättern gezüchtet wurden. Sorten sind als Auswahl von Wildpflanzen meist weniger resistent.

U

Unkraut
Verkehrte Pflanze am falschen Ort, also Definitionssache. Viele unserer wertvollen heimischen Wildpflanzen werden als solche nicht erkannt und als Unkraut bezeichnet. Umdefiniert werden sie schnell alles Unkraut in Ihrem Garten los. Im Naturgarten werden schnellwüchsige, einjährige sich oft durch Ausläufer verbreitende, zumal invasive Pflanzen als Unkraut bezeichnet.

V

Vegetationstragschicht
Die oberste Schicht des Substrataufbaus. Hier werden die nützlichen und schönen Wildpflanzen gepflanzt oder angesät. Diese Schicht besteht im Naturgarten meist aus magerem Substrat wie Sand oder Schotter und etwas unkrautfreiem Kompost.

W

Wildbienen
Nicht Honigbienen, sondern die ca. 550 anderen Arten in Deutschland, die es wirklich zu schützen gilt. Die meisten leben solitär. 50% von ihnen sind spezialisiert auf ganz bestimmte Pflanzen und sammeln für ihren Nachwuchs nur von ihnen Pollen.

Wildstauden
Pflanzen die bei uns nativ in der Natur vorkommen, genetisch variabel und nicht züchterisch verändert sind. Jede Pflanzenart in jedem Winkel Deutschlands passt sich genetisch an. So blüht eine Wiesen-Wittwenblume in Norddeutschland zu ein einer anderen Zeit im Jahr, als im Süden.

Z

Zweijährige
Zwei- und Mehrjährige Pflanzen bilden im ersten Jahr i. d. R. nur eine Blattrosette aus, um im zweiten Jahr durchzustarten. Natürlich gibt es Ausnahmen, manchmal dauert es drei Jahre oder länger oder es passiert alles im selben Jahr, doch grundsätzlich gilt diese Regel. Nach der Blüte bildet die Pflanze Samen aus und stirbt.

©Copyright: Viele Einsichten, die Sie nun gelesen haben, stammen z. T. aus Büchern oder anderen Veröffentlichungen von Reinhard Witt, Katrin Kaltofen, Markus Gastl, Dave Goulson und anderen herausragenden Denkern, Autoren und Naturgartengestaltern, denen wir unser Wissen verdanke. An dieser Stelle: Danke!